Abfall/Müll

MuellBei dem Begriff “Abfall” kann man sich ja leicht etwas vorstellen. Eine Substanz oder ein Gegenstand fällt nach einem Prozeß ab. Schwieriger wird es schon bei dem Begriff “Müll”. Sogar wir mußten erstmal nachsehen, wo dieses Wort denn herkommt. Es kommt tatsächlich von Mühlen, wo der Müller die für ihn brauchbaren Stoffe von den unbrauchbaren, dem Müll, getrennt hat. Es ist also ein hundertprozentiges Synonym für Abfall. An den Worten kann unser gestörtes Verhältnis zu Müll also nicht liegen.

Hier in Paraguay werden, wie fast überall auf der Welt, unzählige Dinge für einen einmaligen Gebrauch oder eine kurze Lebensdauer produziert und so stellt sich schon nach kurzer Zeit die Frage, wohin man diese Dinge nun bringen soll. Genau wie bei der Toilettenspühlung die ganze Sch... möglichst schnell aus dem Blickfeld geschafft wird, nutzt man auch in diesem Bereich gern den kürzesten Weg. Gut, wenn es die nächste Tonne oder Sammelstelle ist, aber auch das offene Autofenster, eine eh schon bestehende Ansammlung von Abfall oder einfach nur der Wegesrand sind gern genommene Alternativen.

Dabei ist bei genauer Betrachtung die Einstufung als Müll für unterschiedliche Personen auch sehr unterschiedlich. Was für den einen nutzloser Abfall ist, hat für einen anderen oft einen Wert. Vollkommen krank wird es dann, wenn Leute, die etwas aus Abfall weiter verwerten, des Diebstahls bezichtigt werden, wie in Deutschland. Da ist man hier noch etwas gesünder.

KompostTatsächlich besteht der weitaus größte Teil des Abfalls aus solchen Substanzen, die für jemand anderen nützlich wären.
Fangen wir bei den organischen Abfällen an, die ausnahmslos alle kompostierbar sind. Das bringt bei richtiger Durchführung nicht einmal eine Geruchsbelästigung und ist überall machbar, im Kleinen (z.B. ein Balkon), wie im Großen (z.B. eine Sammelstelle mit Kompostmieten). Auch sind viele Tiere darauf spezialisiert, was bei anderen “abfällt”. Das man diese Tiere dann oft als ekelig bezeichnet, ist wieder der beste Beweis dafür, daß ganz viele Menschen die Erkenntnis verweigern, daß die Welt, in der wir leben, aus Kreisläufen besteht. Maden oder schlimmer noch Ratten sind für viele der Inbegriff von Dreck und werden schonungslos bekämpft. Aus Maden werden oft die schönsten Schmetterlinge und Ratten gehören zu den intelligentesten Tieren. Sie besitzen sinnliche Wahrnehmungen, die dem Menschen schon lange abhanden gekommen sind und die er mühsam durch komplizierte Meßgeräte ersetzen muß. Ratten wittern Gefahr (sie verlassen das sinkende Schiff), Ratten können sich fast jeder Umgebung anpassen und sind sogar gegen radioaktive Strahlung fast immun. Vielleicht sind es diese Fähigkeiten, die uns Menschen eifersüchtig werden lassen und so dichtet man ihnen die Übertragung von Krankheitssymptomen an, die wiederum mit Schmutz und Dreck zu tun haben. Dies läuft allerdings auf die einfältige Weisheit hinaus, bei schlechten Nachrichten lieber den Boten zu töten, als sich mit dem wahren Problem zu beschäftigen.

Was für den einen Abfall ist, ist für den anderen Nahrung. Durchbrechen wir diesen Kreislauf, dann fehlt auch uns irgendwann die Nahrung - so ist das nun mal mit Kreisläufen.

Mehrfachnutzung ist eine andere, oft verdrängte Möglichkeit, für weniger Abfall zu sorgen. Wo steht geschrieben, daß eine Plastiktüte nur einen Weg absolvieren darf? Kann man sie nicht mehrfach verwenden? Aus 5 Tüten ließe sich so ganz leicht eine machen und der Abfall würde weniger. Viele Plastiksorten sind so leicht zu recyclen, daß sortenreine Plastikabfälle sogar von einigen Ländern importiert werden.

Warum in die Tonne, wenn jemand anders es gebrauchen könnte? Das ist das nächste Problem. Durch Ignoranz und Gedankenlosigkeit werden viele Dinge weggeworfen, die andere gut gebrauchen könnten. Das beste Beispiel sind die wahren Volksfeste, die es früher an den Sperrmülltagen gab. Tausende gingen das Risiko der Strafanzeige ein und sammelten, was andere gedankenlos wegwarfen. Heute ist dies auch nicht mehr möglich und die Müllabfuhr bestimmt, was den Suchenden angeboten wird und was in die Presse wandert. Nach welchem System wissen wahrscheinlich nichtmal die Arbeiter.

Abfall in Paraguay
Für Blechdosen und Plastik gibt es sogar Geld nach Gewicht, trotzdem wird vieles achtlos fortgeworfen. Einige arme Menschen sammeln dies dann ein und verkaufen es. Das ist aber leider die Ausnahme. In den Städten gibt es eine Müllabfuhr, aber damit ist es nicht getan, denn es wird zwar grob sortiert, danach fliegt aber alles auf eine Deponie. Eine der größten in der Nähe von Asunción liegt so nahe am Rio Paraguay, daß sie bei Hochwasser regelmäßig überflutet wird. Eine elegante Lösung für Paraguay und Argentinien freut sich. Wahrscheinlich sorgt man nur für eine gute Passage und wirft noch einiges dazu. Dann ab ins Meer und der 6.Kontinent wächst weiter.

Feuer NachbarnAuf dem Land wird zwar auch einiges gesammelt, aber das meiste nur auf einem großen Haufen, der dann zusammen mit kompostierbaren Abfällen vom Grundstück einfach angezündet wird. Die Verbrennung von Kunststoffen ist zwar um ein vielfaches besser, als sie ins Meer gelangen zu lassen, aber immer noch weit vom Recycling entfernt.

Die Lösung in Paraguay ist dieselbe, wie auf der ganzen Welt:

  • Abfallvermeidung
    Man sollte sich nur das besorgen, was man wirklich braucht und darüber hinaus über einen langen Zeitraum nutzen kann. Alle kompostierbaren Abfälle auch wirklich kompostieren - auch Fleischabfälle sind kompostierbar, man muß nur ein paar kleine Regeln beachten.
  • Abfalltrennung
    Es gibt viele Annahmestellen, die für sortenreinen Müll sogar Geld bezahlen und es ist gar nicht schwer, mehrere Tüten mit unterschiedlichen Müllsorten zu führen. Das sog. duale System in Deutschland ist übrigens kein Recycling System, hier wurde die Müllentsorgungsgebühr nur einfach schon an der Ladenkasse bezahlt, also nichts zur Gewissenserleichterung.
  • Weiternutzung
    Es gibt unzählige Beispiele, was man aus vermeindlichem Müll alles machen kann. Es gibt sogar Leute, die bauen daraus ihre Häuser. Also einfach mal Augen und Ohren (und natürlich die Internetverbindung) offen halten, dann findet sich auch in der Nähe des Wohnortes jemand, der etwas von dem Abfall gebrauchen kann.

Wenn man diese drei einfachen Tips beherzigt, dann wird sich der Inhalt der Mülltonne auf ein Minimum reduzieren und damit wird dann auch jede Müllabfuhr spielend fertig. Wir bringen z.B. unseren Restmüll beim Einkauf mit dem Roller in die Stadt, denn eine Müllabfuhr gibt es bei uns auf dem Land natürlich nicht. Unsere Nachbarn nutzen da einfach den Wegesrand und machen ab und zu ein stinkendes Feuerchen.

Hier einmal zwei Beispiele von Einfallsreichtum: 1. Haus aus Bierdosen und 2. Ziegel aus Kunststoffabfall