29.08.2025 - Kühe, der Fluch Paraguays?
Kurz und knapp, weder Kühe, noch Pferde oder Hunde gehören zu den einheimischen Tieren Paraguays. Asche auf unser Germanen-Haupt, denn alle wurden von den Wikingern hier eingeschleppt. Natürlich sind heutige Rassen auch aus anderen Quellen, aber die Wikinger haben den Ursprung gelegt.
Pferde sind ja eher nützlich, auch wenn sich einige Leute an der Haltung der Pferde stören. Immerhin gab es hier keine vergleichbaren Reit- oder Lasttiere. Hier in Concepción zum Beispiel werden sie nachts einfach laufen gelassen und fressen alles, was sie kriegen können, auch Müllbehälter werden gnadenlos auf die Straße entleert, sehr zum Ärger der Anwohner.
Hunde sind allgegenwärtig und geliebt, wie gehaßt gleichermaßen. Sie bewachen Grundstücke und jagen Diebe in die Flucht, können aber auch als Kläffer die Nachbarn zur Verzweiflung treiben. Die Hundehaltung läßt auch eher zu wünschen übrig, meist kommen doch eher drastische Erziehungsmaßnahmen zum Einsatz. Von anbinden mit einem Strick, der sich um den Hals selbst zuzieht, bis zu Stockhieben oder Fußtritten ist so ziemlich alles dabei. Natürlich gibt es auch hier Menschen, die wie wir liebevolle Erziehungsmethoden bevorzugen.
Aber Kühe….
Ihr Fleisch ist Paraguays Exportschlager, sie werden in Massen (leider alte Rechtschreibung) gezüchtet und es gibt immer noch Rodungsgenehmigungen für neues Weideland - von den illegalen Rodungen wollen wir hier gar nicht sprechen. Diese Tiere zerstören das Land, ohne es selbst zu wissen, denn verantwortlich sind ja nicht die Kühe, sondern die gewissenlosen Besitzer.
Aber nun zu unserem Problem.
Wir haben ein Landstück erworben, welches aus einer größeren Teilfläche herausgemessen wurde. Einst waren es über 160ha, die wurden durch drei geteilt. Unser Nachbar hat für einen Drittel den Titel, aber vier Kinder, also hat er es in vier Teile geteilt, alle ca. 14ha groß. Seine Tochter war mit einem Bolivianer verheiratet, also Ausländer, so bekam unser Teilstück einen eigenen Titel. Ok, viel rechtliches, jedoch wichtig, denn dieses Grundstück ist nun autark.
Nach paraguayischem Recht ist der Halter der Tiere, genau wie in Deutschland, dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, daß sich die Tiere nur dort aufhalten, wo sie es dürfen.
Nun begann mal wieder der Ärger….
Früher haben wir, wegen guter Nachbarschaft, die Zäune, so gut es ging, repariert. Unser Gedanke war, wenn wir Bereitschaft zeigen, dann machen auch sie etwas - aber weit gefehlt. Nun haben wir gelernt, daß dies gar nicht nötig ist, denn wir haben keine Rinder. Ein Loch im Ostzaun entfachte mal wieder den Konflikt.. Erst gab es Kürbis, Erdnüsse, Maniok und anderes zur Beruhigung und wir waren blöd genug zu sagen, daß es im hinteren Bereich des Grundstücks in Ordnung sei, ihre Rinder weiden zu lassen, nur nicht hier vorne in der Nähe unseres Hauses. Aber gib einem Paraguayer den kleinen Finger und er reißt Dir gleich den ganzen Arm ab.
Es dauerte nicht lang, da standen die Kühe vor unserem Haus und bedrohten unsere Anpflanzungen. Angeblich war der Zaun auf 200m Länge defekt und wir sollten die Hälfte der Erneuerung tragen. Ok, es gab viel Geschrei an der Grenze, unser Nachbar hat uns mit vier lieben Polizisten bekannt gemacht, natürlich in der Hoffnung, wir fallen um. Fehlanzeige! Am gleichen Abend kam unser ältester Hahn nicht wieder nach Hause - Zufall?
Carmen wurde zum echten Cowgirl und trieb mit Sissi, Ronny und unseren tapferen Welpen zusammen die rund 30 Kühe von früh bis abends mehrmals täglich dorthin, wo sie hingehören. Wir fanden die Treiberei gar nicht lustig, allerdings hatten unsere Hunde dabei einen Mordsspaß. Irgendwann lenkten sie plötzlich ein, standen vor dem Tor und verkündeten, sie hätten den Ostzaun repariert, aber der Zaun an der Straße sei unser Problem. Sofort erinnerten wir sie daran, daß unbewachte Kühe nichts auf der Straße zu suchen hätten, aber das hat sie erstmal nicht interessiert.
Der Kuhterror ging nach einer kurzen Entspannung weiter. Wir machten weiterhin großes Geschrei, schimpfen sie “diavolo” (sind Zeugen Jehovas und so laut, wie wir gebrüllt haben, hat es der Pastor auf den anderen Hangseite auch gehört), aber noch tagelang mußten wir die Kühe wegtreiben. Abends erbarmte sich der alte und kam hoch zu Roß an und zeigte uns, wie leise seine gehorsamen Tiere dorthin liefen, wo er es wollte - waren ja auch seine Rindviecher. Das Bild zeigt zwar einen Teil der Rinder, die bei uns waren, allerdings dort, wo sie hingehören. Als sie bei uns waren, hatten wir alle Hände voll zu tun, sie von unserem Grundstück zu treiben und haben dabei gar nicht daran gedacht, Fotos zu machen. Man kann es ja nachvollziehen, wenn man sieht, wie abgefressen das Gras dort ist, aber für die gnadenlose Überweidung ist immer noch der Halter verantwortlich.
Zum Glück waren sie selbst so blöd und riefen den “Dorfschulze” zu Hilfe. Das ist hier kein Bürgermeister, aber er koordiniert einige Dinge für die Gemeinde. Wir ließen einfach die Säbel rasseln und drohten mit völlig überzogenen Forderungen. Verdienstausfall, Schmerzensgeld und Schadenersatz für die illegale Weidenutzung hatten wir auf eine stattliche Summe aufgeschaukelt. Eine andere Möglichkeit sahen wir zu diesem Zeitpunkt nicht, es wäre auch ein Faß ohne Boden geworden.
Für eine Woche war kein Rind auf der Straße und natürlich auch nicht bei uns und nachdem sie sich erst geweigert hatten, war dann doch plötzlich der Straßenzaun repariert und wir hörten den ersten Testlauf. Rinder auf der Straße, aber keines bei uns. Erstmal aufatmen.
Fazit: Nahezu das gesamte Grundstück wurde von den Rindern zertrampelt. Das Gras, welches sie nicht so gerne mögen, liegt nun platt am Boden. Mit dem Freischneider ist es ein leichtes, aufrecht stehende Grasbüschel abzuschneiden, allerdings die liegenden und ineinander “verwurschtelten” Grasbüschel stellen fast den fünffachen Arbeitsaufwand dar - und wir beginnen gerade wieder mit dem Wegebau. Naja, zum Glück ist Winter und das Gras wächst nicht so schnell. Um das Gras würde es uns auch nicht wirklich gehen, wären nicht überall darunter verborgen junge Pflänzchen, die später mal stattliche Bäume werden könnten, würden sie nicht durch einen Habs im Rindermagen enden.
Wie jedes Grundstück, hat auch unseres mindesten vier Grenzen. Die zum Wald macht uns keine Sorgen, die östliche und die Straße haben wir uns nun erstmal erfochten, aber die westliche grenzt an eine verpachtete Fläche, die ebenfalls unserem Nachbarn gehört - also vermutlich - Fortsetzung folgt. Oder vielleicht doch nicht? Wir hoffen, er hat gelernt, sich nicht mit deutschen Dickschädeln einzulassen.