07.10.2025 - Schlaglöcher - (k)ein paraguayisches Problem

Wer oft im westlichen Teil der BRD unterwegs ist, wird sie sicherlich zur Genüge kennen - die Schlaglöcher. Aber auch hier in Paraguay sind sie ein allgegenwärtiges Thema. Da ein Artikel des Wochenblatts sich ausgerechnet mit dem Teilstück der Ruta PY22 beschäftigt, welches quasi vor unserer Haustür (5-7km entfernt) vorbei geht, haben wir uns heute mal dieses Themas angenommen.

In der Hauptstadtregion erfolgt oft die "fachgerechte" Reparatur mit rotem Sand, aber im Überlandbereich würde es erstens nur sehr kurz halten und zweitens fühlt sich niemand dafür verantwortlich. Warum auch, denn offiziell ist das MOPC (Ministerium für öffentliche Bauten und Verkehr) dafür zuständig. Aber was passiert, wenn selbst die Gouverneurin auf taube Ohren trifft? Richtig - gar nichts.

Lustig am Rande ist, daß wir 2018 zur Einweihung dieser Straße sogar in Concepción waren, es aber zu spät mitbekamen. Immerhin hätten wir dann den damaligen Präsidenten und heutigen Schattenpräsidenten sogar dabei beobachten können, wie er das Band durchschneidet. Aus heutiger sicht wäre es eh ein zweifelhaftes Vergnügen gewesen.

Das diesmal betroffene Teilstück ist genau das, was wir sehr oft befahren. Die ersten drei Kilometer sind innerhalb der Stadt und damit schon der nächste Streitpunkt, denn schließlich fahren ja hier auch die Bewohner der Stadt. Die Hälfte dieses Teilstücks ist alt und teils in grauenhaftem Zustand, die andere Hälfte ist erst vor wenigen Jahren fertiggestellt worden, davor war es eine Sandstraße. Unser Sandweg geht bei ungefähr 15,5km ab, sodaß wir beide Teilstücke befahren, je nachdem, ob wir nach Concepción oder Loreto wollen. Unfallbedingt niedergemähte Kilometersteine kennen wir ja schon lange und auch die seit Jahren in den Himmel ragende Leitplanke an der Brücke vor Concepción ist ein gewohnter Anblick, aber bei den Schlaglöchern haben wir uns schon sehr oft gefragt, warum es nicht schon zu viel schwereren Unfällen gekommen ist. Bei Regen z.B. kann man sie teilweise nicht von der nassen Fahrbahn unterscheiden, aber die Tiefe reicht locker aus, um einen Motorradfahrer auf eine Flugreise über den Lenker zu schicken. Vielleicht ist es doch der von vielen Paraguayern praktizierten umsichtigen Fahrweise zu verdanken, daß nicht viel passiert. Im weiteren Verlauf hinter Loreto sieht es auch nicht viel besser aus. Wenn wir mal zu unserem Baustoffhandel wollen, fahren wir einen anderen Weg und meist über Loreto (einkaufen) nach Hause. Ein Schlagloch ist so groß, daß man es nur im Gegenverkehr umfahren kann. Noch weiter nördlich in Paso Horqueta fehlt nach einem LKW-Unfall seit jahren das Brückengeländer - na ja, man kann sich nachts ja am Mittelstreifen orientieren.

Interessant sind aber auch die Parallelen in der Wortwahl bei der Berichterstattung zu Zugunfällen. Hier wird regelmäßig davon gesprochen, daß ein Schlagloch einen tragischen Unfall verursacht hat - hoppla, kann das Ding denn handeln? Wie muß ich mir das vorstellen? Oh, schick, dahinten kommt einer, dem werde ich es jetzt zeigen - Bumm, Bumm, rumms, oder so. Na ja, die deutschen Züge sind ja auch sehr aggressiv, springen einfach aus den Schienen, "erfassen" ein Auto und fahren dann seelenruhig weiter. Verdammt gerissene Dinger diese Schlaglöcher und Züge - aber was ist eigentlich Eigenverantwortung? Nee, sonne Fremdwödder kenn isch nich...

Schlagloecher


Update 13.10.2025

Letzte Woche schrieben wir hier über den unmöglichen Zustand der Ruta PY22. Heute gibt es bereits ein Update. Die Gouverneurin wurde nun doch endlich angehört. Es sieht zwar so aus, als ob ein Bautrupp mit Teerkocher, Eimerchen und Glättwerkzeug losgezogen ist, aber immerhin, der Wille ist schonmal da. Das es nicht lange halten kann, wenn die Schadstelle nicht vorher sauber ausgefräst wurde, was ganz offensichtlich nicht der Fall ist, und auch nur das tiefste Loch "zugeschüttet" wurde, ist eigentlich von vornherein klar. An anderen Stellen wurde zwar großflächiger repariert, aber auch dort ist genau zu sehen, daß keine wirkliche Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Asphalt hergestellt wurde. Eine gewisse Zeit wird es schon halten, allerdings fahren hier nicht nur die schweren Zement-LKWs aus Vallemi, sondern auch die 27m langen Rindertransporter.

Schlagloch Reparatur

Baustelle AbsicherungLustig ist die Warnung vor einer beschädigten Stelle im Ortsausgang von Loreto. Hier markiert ein Stock mit übergestülpter Getränkeflasche die Gefahrenstelle. Da sieht man mal, wie gut paraguayische Autofahrer sind. Immerhin wäre ein Deutscher ohne sauber aufgestellte Baken mit nächtlichem Blinklicht wohl hoffnungslos überfordert.

Ja, wir hatten beim letzten Artikel auch vergessen, die Leid(t)planke mit d statt t zu schreiben. Da viele dieser stählernen Ungetüme durch die verbaute Flucht ins Gelände schon mehr Leid verursacht haben dürften als sie Autofahrer geleitet hätten. In den 1970er Jahren lernte man in der TV Sendung "Der 7. Sinn", daß ein dreifacher Überschlag im Gelände in der Regel glimpflicher ausgeht als ein Frontalcrash.